Eine besondere Ehre wurde dem Freiensteinauer Gernot Then zuteil: Ihm wurde im Rahmen der Jahreshauptversammlung des SPD Ortsvereins Freiensteinau die höchste Auszeichnung der SPD, die Willy-Brandt-Medaille, verliehen.
Im Beisein seiner eigens dafür angereisten Tochter reagierte Gernot Then mit sichtlicher Überraschung und Rührung auf die außergewöhnliche Ehrung. Then war im Glauben, „nur“ für beeindruckende 60 Jahre Mitgliedschaft in der Sozialdemokratischen Partei Deutschland geehrt zu werden, zur JHV gekommen. „Du verkörperst in besonderer Weise unsere sozialdemokratischen Ideale ‚Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität‘. Deine Verbundenheit mit unseren Werten und Deine Verdienste um die Partei sind beispielhaft“, heißt es in der Urkunde, die Then verliehen bekam. Wieso dies auf Gernot Then so deutlich zutrifft, erfuhren die Mitglieder und Gäste, als der stellvertretende Unterbezirksvorsitzende Ulrich Höhn einen Auszug aus dessen Leben gab.
Leidenschaftlicher Gewerkschafter und Sozialdemokrat
In Mannheim geboren wurden Gernot Then und seine Familie 1944 nach Freiensteinau evakuiert, sein Vater war zu diesem Zeitpunkt bereits im Krieg gefallen. Nach einer Maurerlehre in Frankfurt trat Gernot Then 1953 im Alter von 18 Jahren in die IG Bau-Steine-Erden (IG BSE) ein. Schnell übernahm er hier ehrenamtlich Verantwortung, beispielsweise als Jugendleiter und Vorstandsmitglied. 1962 besuchte er dann die Akademie der Arbeit und begann seine hauptberufliche Tätigkeit als Gewerkschafter. Seine steile Karriere gipfelte schließlich 1991 in der Wahl zum Landesvorsitzenden der IG BSE. 1970 waren Gernot Then und seine Frau Waltraud nach Wiesbaden gezogen und hatten dort zwei Kinder bekommen. 1997 ging Then in den wohlverdienten Ruhestand und die Familie zog zurück ins Blaue Eck. In all diesen Jahren war Then immer der Politik und der gewerkschaftsnahen SPD treu geblieben und hatte sich in vielfältiger Art und Weise für soziale Gerechtigkeit eingesetzt. „In dieser Zeit musste einiges erkämpft werden, was wir heute als Selbstverständlichkeit nehmen“, fasste Ulrich Höhn zusammen.
Mutters Segen Bedingung für Parteieintritt
Then bedankte sich herzlich für die Ehrung und erzählte den anwesenden eine unterhaltsame Anekdote, wie es überhaupt zu seinem Eintritt in die SPD kam: „1961 war ein furchtbares Jahr in Deutschland“, sagte Then und spielte damit unter anderem auf den Mauerbau an. Auf einem Seminar sagte dann Georg Weber etwas Entscheidendes für Thens Leben: „Wenn ihr etwas ändern wollt, müsst ihr in die politischen Parteien gehen.“ Gernot Then und seine Geschwister hatten aber ihrer Mutter versprochen, in keine politische Partei einzutreten. Ein guter Freund Gernot Thens überzeugte dann aber in einem persönlichen Gespräch, an dem Then gar nicht teilnahm, dessen Mutter, die schließlich sagte: „Wenn Herr Weber das gesagt hat, dann darf Gernot in die Partei.“ „Seitdem habe ich die Höhen und Tiefen der Partei gesehen und bin bis heute stolz, Mitglied zu sein. Egal was kommt, ob von links oder rechts: Wir sind wer, wir bleiben wer“, schloss Then unter dem Applaus der Mitglieder und Gäste.
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