
VOGELSBERGKREIS. Zu einem Gespräch über die aktuelle Situation von Flüchtlingen in der Region und die sich daraus ergebenden Herausforderungen und Chancen, trafen sich jüngst Mitglieder der Vogelsberger Jusos und der SPD mit Walter Bernbeck von pro Asyl.
Wir haben die Ortsgruppe von pro Asyl bereits zu Beginn der 90er Jahre, während des Höhepunktes der letzten großen Flüchtlingswelle, gegründet. Ziel war und ist es, zum einen die heimische Bevölkerung für das Thema Flucht zu sensibilisieren, Aufklärung zu leisten und Ängste zu nehmen. Zum anderen wollen wir Flüchtlingen konkrete Hilfestellungen bieten, erläuterte Bernbeck, der im Hauptberuf Pfarrer in Billertshausen ist, den Besuchern die Arbeit der Initiative. So sei es notwendig, in Zeiten, in denen rechte Parolen vermeintlich wieder Zulauf erhielten, ein öffentlich sichtbares Gegengewicht zu schaffen und Menschen willkommen zu heißen. Mit ein Schlüssel für eine erfolgreiche Integration von Flüchtlingen vor Ort, die oftmals einen mehrjährigen Leidensweg hinter sich haben bis sie bei uns ankommen, ist es, von Beginn an mit ihnen in Kontakt zu kommen und sie im besten Sinne des Wortes aufzunehmen, so Bernbeck weiter.
Aus Sicht der Jusos ist es für eine gelingende Aufnahme von Flüchtlingen in den Städten und Dörfern wichtig, den Einwohnern durch Informationen und positive Beispiele Ängste zu nehmen. Ein solches positives Beispiel sei Billertshausen. Hier hat sich der Ortbeirat einstimmig dafür ausgesprochen, die Wohnung über dem Dorfgemeinschaftshaus für eine Flüchtlingsfamilie herzurichten und wird nun gemeinsam mit dem Dorf und der Stadt Alsfeld aktiv. Billertshausen macht deutlich, dass man die Diskussion um Flüchtlinge und deren Aufnahme nicht mit Angst führen darf, sondern als Chance begreifen muss. Flüchtlinge können unsere Gesellschaft bereichern und haben angesichts ihrer Situation unsere Hilfe und Solidarität verdient, denn niemand begibt sich ohne Angst und Not auf den oftmals lebensgefährlichen Weg nach Europa, machte der Vorsitzende der Vogelsberger Jusos, Simon Weisensee, die Position des SPD Nachwuchses deutlich.
Ein weiterer wichtiger Baustein für eine gelingende Integration sei das Thema Bildung. Gezielte Angebote schaffen Perspektiven und eröffnen Flüchtlingen die Chance, in Deutschland einer Berufstätigkeit nachzugehen. Hiervon profitiert am Ende die ganze Region, die auf Fachkräfte und Nachwuchs angewiesen ist, ergänzte Patrick Krug. Etwaige Kürzungen und Verschärfungen der Zugangsvoraussetzungen bei Bildungsangeboten, wie beim gekürzten EiBE-Nachfolgeprogramm, seien daher ein falsches Signal.
Lob und Anerkennung fanden Jusos und SPD für die Arbeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. So berichtete Walter Bernbeck darüber, dass für Flüchtlinge oftmals Hilfestellungen im Alltag und beim Erlernen der deutschen Sprache von großer Bedeutung seien. In Zeiten, in denen die Debatte um Flucht leider oft durch Angst und Emotionen statt durch Menschlichkeit und den Blick auf die Chancen geprägt ist, ist es gut, dass es Initiativen wie pro Asyl und viele weitere Ehrenamtliche gibt, die zeigen, dass es sich lohnt, sich gegenüber den Menschen zu öffnen und ihnen tatsächlich zu begegnen, so Weisensee und Krug abschließend.