

EMPFANG SPD-Urgestein Franz Müntefering war in Lauterbach Gast bei der SPD Vogelsbergkreis
LAUTERBACH – (bl). Sehr gelungene Premiere: Die SPD Vogelsbergkreis hatte gestern Abend zu ihrem 1. Frühlingsempfang ins Lauterbacher Posthotel Johannesberg geladen, und die Resonanz war mit rund 150 Gästen entsprechend groß. Was natürlich auch an dem Ehrengast gelegen haben dürfte, denn mit Franz Müntefering war immerhin der frühere Bundesvorsitzende der SPD, ehemaliger Vizekanzler im ersten Kabinett von Angela Merkel, und einstige Bundesminister für Arbeit und Soziales gekommen.
Nach einem Sektempfang zum lockeren Auftakt hieß zunächst Swen Bastian, Vorsitzender der SPD-Vogelsberg, die zahlreichen Gäste willkommen. Der Abend solle dem Dialog untereinander dienen, betonte Bastian, der sich besonders über die Anwesenheit von Vertretern der Kirchen, aber auch von anderen Parteien sowie Vereinen und Verbänden freute. Als einleitende Impulsgedanken befasste sich der heimische SPD-Chef mit der Zukunft der Demokratie angesichts niedriger Wahlbeteiligungen wie jüngst mit knapp 26 Prozent bei der Wahl des Landrates in Kassel. Dies alles müsse nachdenklich machen ebenso wie die Tatsache, dass sich wenige Menschen auf vielen Gebieten engagieren, sich aber immer mehr in den privaten Bereich zurückziehen.
Müntefering, der aufgrund des Orkantiefs Niklas und damit verbundener Zugverspätungen mit etwas Verspätung in Lauterbach ankam, hatte Herausforderungen zum Thema des Abends gemacht. Und auch er beleuchtete mit klaren Worten und mitunter höchst kritisch den Zustand der Demokratie, wobei er den Deutschen bescheinigte,. etwas Gutes gemacht zu haben, sie gleichzeitig aber davor warnte, hochnäsig zu werden. Gerade auch vor dem Hintergrund der vielen Menschen, die in der Welt auf der Flucht seien, sind wir gefordert, zu helfen. Die Flüchtlingsdramen wie vor der italienischen Küste spielten sich nicht auf einem anderen Stern ab, sondern hier vor unserer Haustüre.
Eindringlich warb der 75-Jährige dafür, sich nicht hinter die sicheren Stadtmauern zurückzuziehen, sondern den Mut, den Willen und die Ausdauer zu haben, helfend einzugreifen, wenn Menschen in Not seien. Die Zeit des Sich-Zurückhaltens ist vorbei, wir sind in dieser globalisierten Welt Teil des Ganzen, betonte er.
Ausführlich befasste sich der SPD-Politiker auch mit den Folgen des Demografischen Wandels und nannte es eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern, für die Generationen eine funktionierende Infrastruktur, Daseinsvorsorge und Mobilität zu schaffen. Was die Kommunen, gerade im ländlichen Raum angehe, so müsse alles getan werden, damit diese handlungsfähig blieben und nicht irgendwann implodierten.
Wie beabsichtigt, war nach der gut einstündigen Rede Münteferings noch ausreichend Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch gegeben. Verabschiedet wurde der Gast schließlich mit einem Linolschnitt des heimischen Künstlers Andreas Schmelzer, der diesmal ein ganz besonderes Porträt gefertigt hatte: Müntefering.