„Fallpauschale hat sich jetzt überholt“

Alsfeld (sgs). Es war klar: Als Wiesbadener Oppositionspolitiker konnte SPD-Mann Dr. Thomas Spies keine neuen, endlich auch positiven, Nachrichten für das Alsfelder Kreiskrankenhaus im Gepäck haben, als er am Donnerstagabend in Liederbach auf Einladung der Alsfelder SPD über "Finanzierung öffentlicher Krankenhäuser" referierte. Einmal mehr aber wurde während seines Vortrags im Gasthaus Roth deutlich, dass die finanzielle Misere der Alsfelder Klinik keinesfalls hausgemacht ist, vielmehr haben viele öffentliche Krankenhäuser massive finanzielle Probleme.

Eine ganze Reihe von Gründen machte Spies dafür verantwortlich, nannte beispielhaft die Einführung der so genannten Fallpauschale. Das bedeutet: Für jedes Krankheitsbild gibt es einen festen Preis, für jeden Blinddarm wird derselbe Betrag gezahlt, erklärte der Mediziner und gesundheitspolitischer Sprecher der SPD im Landtag. Diese Regelung habe dafür gesorgt, dass "alle Krankenhäuser aufs Geld achten", so habe sich die Liegezeit der Patienten von durchschnittlich 15 Tagen auf jetzt nur noch acht Tage reduziert.

Aber: Die Pauschale habe auch dazu geführt, dass "alle Reserven rausgeholt" wurden, viele Krankenhäuser hätten heute mit einem riesigen Investitionsstau zu kämpfen, weil über Jahre nichts investiert, sondern dieses Geld für laufende Kosten verwendet worden sei. Für den SPD-Landtagsabgeordneten steht daher fest: Die Pauschaule "hat sich jetzt überholt". Weitere Einsparungen seien nur auf Kosten der Beschäftigten zu erzielen. "Über Jahre ging es zu Lasten des Personals, heute läuft es zu Lasten des Personals aus dem Ruder", stellte der Mediziner fest. Schon jetzt gebe es auf der einen Seite zehn Prozent weniger Pflegepersonal, auf der anderen aber zehn Prozent mehr Behandlungsfälle. "Es trifft alle – besonders schlimm aber die Privaten", sagte Spies.

Der Landtagsabgeordnete sprach sich für eine Verbesserung der öffentlichen Finanzierung für Krankenhäuser und eine "vernünftige Spezialisierungs-Planung" aus. Neu organisiert werden müsse die Krankenhaus-Versorgung, eine landkreis-orientierte sei vor 50 Jahren richtig gewesen, heute sei es sinnvoll, Klinik-Verbünde zu schaffen, in denen "Aufgaben intelligent verteilt werden", um gerade auch die kleinen Häuser erhalten zu können, betonte Spies und lieferte damit das passende Stichwort für SPD-Unterbezirksvorsitzenden Swen Bastian, der kurz über die Lage am Alsfelder Krankenhaus berichtete.

Die Kreispolitik habe all ihre Aufgaben erledigt, um die geplante Fusion mit den Städtischen Kliniken Fulda und dem Klinikum Bad Hersfeld auf den Weg bringen zu können. Jetzt stehen laut Bastian zwei wichtige Entscheidungen aus: Zum einen muss das Kartellamt diesen Zusammenschluss genehmigen, zum anderen muss das hessische Sozialministerium entscheiden, ob das Alsfelder Haus einen Zuschuss für einen möglichen Neubau oder eine grundlegende Sanierung bekommt, davon hängt dann die weitere Vorgehensweise ab. "Wir sind abhängig von diesen beiden Entscheidungen", betonte Bastian, der damit rechnet, im Herbst Gewissheit zu bekommen.