
Am Donnerstagabend sprach die Bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Heike Habermann, gemeinsam mit dem heimischen Landtagskandidaten Swen Bastian über die Anforderungen an eine gute Bildungspolitik in Hessen. Habermann ist Mitglied im Wechsel-Team von SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel und soll nach dem Wunsch der Sozialdemokraten nach einer erfolgreichen Landtagswahl neue Hessische Kultusministerin werden.
Zu Beginn der Veranstaltung im Gelben Haus machte Landtagskandidat Bastian die Notwenigkeit einer besseren Unterstützung der Schulen im ländlichen Raum deutlich. Nicht alles was in Frankfurt oder Darmstadt gut klappt, funktioniert auch bei uns im Vogelsbergkreis. Um wohnortnahe Schulstandorte und Bildungsangebote in der Fläche aufrecht zu erhalten, ist ein Umdenken in Wiesbaden nötig, sagte Bastian, der sich auch für eine gezieltere Unterstützung der Vogelsberger Berufsschulen stark machte.
Die Notwendigkeit zu Verbesserungen in der Hessischen Bildungspolitik war auch Schwerpunkt der Ausführungen von Heike Habermann: Die Liste der Veränderungen, die in der Vergangenheit gegen den ausdrücklichen Willen von Eltern und Schülern sowie ungeachtet berechtigter Proteste verordnet worden sind, ist zu lang, um weiter fortgesetzt zu werden. Wichtige Themen, wie die Umsetzung der Inklusion, sind hingegen nicht einmal ansatzweise angegangen worden, sagte die Landtagsabgeordnete. Die von der schwarz-gelben Regierung versprochene Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 existiere nicht, da es in vielen Orten keine oder viel zu wenige G9-Angebote gebe. Trotzdem halte die CDU an G8 fest und verbiete es G8-Kindern, zurück zu G9 zu wechseln. Wir werden dafür sorgen, dass alle Kinder gleiche Chancen auf gute Bildung haben. Unabhängig von Herkunft und Geldbeutel der Eltern. Die G8-Schulzeitverdichtung wird abgeschafft. Wir wollen stattdessen, dass sich die Schulzeit nach individuellen Lern- und Entwicklungsbedingungen des einzelnen Kindes richtet, machte Habermann in Schotten deutlich.
Die bildungspolitische Sprecherin bekräftigte die Absicht der SPD, den Ausbau von Ganztagsschulen voranzutreiben. Zwischen dem Bedarf der Eltern für ein Nachmittagsangebot und den zur Verfügung stehenden Ganztagsangeboten an Grundschulen klafft eine riesige Lücke. Nur 22 Prozent der Grundschüler können von einem Ganztagsangebot profitieren, damit liegt Hessen unter dem Bundesdurchschnitt. Deshalb wollen wir eine Priorität darauf legen, den Ausbau von Ganztagsgrundschulen dort wo die Schulen dies wollen voranzutreiben. Wir werden jedes Jahr 100 Grundschulen diesen Weg ermöglichen., kündigte Habermann an.
Einigkeit bestand an dem Abend in der Forderung nach einer Abschaffung des Landesschulamtes in Wiesbaden, das nicht nur überflüssig sei, sondern sich offenkundig auch zu einem Fass ohne Boden entwickle. Die ersten fünf Beraterverträge zur Einrichtung der neuen Behörde hätten bereits rund 250.000 Euro an Steuergeldern verschlungen. Es habe sich bestätigt, dass die Einrichtung ein Fehler war, der besser früher als später korrigiert werden müsse. Im Anschluss an die Ausführungen von Habermann und Bastian entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zu bildungspolitischen Themen, bei der sich beide Politiker viel Zeit für direkte Gespräche mit den Besuchern nahmen. Als Dank und Erinnerung an den Besuch im Vogelsbergkreis überreichte Landtagskandidat Bastian Heike Habermann zum Abschluss der Veranstaltung einen handgefertigten Linoliumschnitt von Willy Brandt, der einen Ehrenplatz bei Heike Habermann bekommen soll, wie die Bildungspolitikerin ankündigte.