SPD sagt „Ja“ zur Bürgschaft für die BürgerEnergie eG

ALSFELD. Die SPD-Stadtverordnetenfraktion wird der Gewährung einer städtischen Bürgschaft für die Errichtung eines Nahwärmenetzes der Bürgerenergiegenossenschaft Lingelbach zustimmen. Wie der SPD-Fraktionsvorsitzende Swen Bastian am Samstag bei einer Besichtigung der Biogasanlage der LiBa Gas GmbH in Lingelbach mitteilte, fiel die Entscheidung zur Unterstützung des Projektes innerhalb der SPD-Fraktion einstimmig aus, nach dem bereits in der vergangenen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung mit den Stimmen der SPD/ALA-Koalition eine Richtlinie zur Vergabe von Bürgschaften beschlossen worden ist.

Die in Lingelbach gegründete und zwischenzeitlich ins Genossenschaftsregister eingetragene Bürgerenergiegenossenschaft beabsichtigt ein 5,8 Kilometer langes Nahwärmenetz in dem Alsfelder Stadtteil zu erreichten, über das sie ihre Mitglieder, vorwiegend Hauseigentümer aber auch öffentliche Gebäude in Lingelbach, mit Wärme aus der bereits bestehenden Biogasanlage sowie einem geplanten Holzhackschnitzelkraftwerk versorgen möchte. Die Investitionskosten in Höhe von 2,17 Millionen Euro sollen aus Einlagen der Mitglieder, durch Zuschüsse und Fördergelder sowie über ein Darlehn aufgebracht werden. Am kommenden Donnerstag wird die Alsfelder Stadtverordnetenversammlung darüber entscheiden, ob die BürgerEnergie Lingelbach eG eine städtische Bürgschaft über etwa 80 Prozent der Darlehenssumme erhalten wird.
„Die SPD wird die Vergabe einer Bürgschaft für das Nahwärme-Projekt in Lingelbach ausdrücklich befürworten“, sagte der Fraktionsvorsitzende Bastian im Beisein von Uwe Stein, Ortsvorsteher und 1. Vorsitzender der Bürgerenergie Lingelbach. Durch zusätzliche Fördergelder habe eine Verringerung der Bürgschaftssumme um etwa 200.000 Euro gegenüber dem ursprünglichen Antrag erreicht werden können. „Durch die Bürgschaft erhält die Genossenschaft ein günstigeres Darlehn, dessen Zinsvorteil sich über einen Zeitraum von 20 Jahren auf etwa 110.000 Euro beläuft. Dieser Vorteil würde entsprechend der städtischen Bürgschaftsrichtlinie zur Hälfte bei der Energiegenossenschaft verbleiben. Die zweite Hälfte, rund 55.000 Euro, erhält die Stadt Alsfeld als Gebühr für die Bürgschaftsgewährung“, erklärte Bastian. Diesen Einnahmen der Stadt stehe das nach derzeitigem Erkenntnisstand ehr unwahrscheinliche Risiko entgegen, aus der Bürgschaft in Anspruch genommen zu werden. „Durch intensive Gespräche im Rahmen des runden Tisches zwischen Bürgergenossenschaft und der Stadt, sowie eine gründliche Vorbereitung durch die Verwaltung, konnten vertragliche Regelungen gefunden werden, die das Risiko für die Stadt Alsfeld so klein wie möglich halten. Da die Wärmelieferungsverträge vorsehen die Kosten eines Betriebsjahres vollumfänglich umzulegen, ist ein Insolvenzrisiko der Genossenschaft und damit auch das finanzielle Risiko der Stadt als gering einzuschätzen“, so SPD-Chef Bastian.
Bürgermeisterkandidat Arno Hedrich sieht in den Aktivitäten der Genossenschaft nicht nur die Zukunft Wärmeversorgung in Lingelbach: „Neben dem Verbleib der erzielten Wertschöpfung in der Region, der Reduktion des Ausstoßes von Kohlendioxid und der Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern ergibt sich für mich noch ein weiterer Vorteil: Das Projekt liefert nicht nur Wärme in die teilnehmenden Haushalte sondern auch neue Energie für die örtliche Gemeinschaft“, so Hedrich, der sich von dem ehrenamtlichen Engagement der Genossenschaftsmitglieder beeindruckt zeigte. In dem Projekt stecke neben unzähligen Stunden geleisteter Arbeit auch die Chance, aufbauend auf dem Erreichten, weitere Projekte gemeinsam anzupacken. „Die Leistung der Genossenschaft macht deutlich, welches enorme Potential in der Gemeinschaft unserer Dörfer steckt“, sagte Bürgermeisterkandidat Hedrich.
Von besonderem Interesse für die Mitglieder der SPD-Fraktion war die Führung über das Betriebsgelände der LiBa Gas GmbH in Lingelbach. Die Eigentümer und Gesellschafter Klaus Ritter, Lothar Schneider und Steffen Schäfer, erläuterten den Besuchern die Funktionsweise ihrer Anlage, die vor etwa zwei Jahren ans Netz gegangen ist. Aus dem Biogas, das hauptsächlich aus Mais und Gülle gewonnen wird, holt ein Verbrennungsmotor rund 250 Kilowattstunden elektrische Energie, die beim Betrieb der Anlage permanent in das Stromnetz eingespeist werden kann. Sobald das Nahwärmenetz der Bürgergenossenschaft fertiggestellt ist, kann der bisher noch nicht verwertete Teil der produzierten Wärmeenergie eingespeist werden. Dies diene nicht nur einer ökologischen Wärmeversorgung der angeschlossenen Haushalte, sondern erhöhe über eine zusätzliche Förderung für die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auch die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage.
„In Lingelbach kommen viele begünstigende Faktoren zusammen, die neue Möglichkeiten der Energieversorgung eröffnen. Drei vorausschauende Landwirte, die in eine moderne Biogasanlage investiert haben, eine aktive Bürgergenossenschaft mit dem Willen ein Nahwärmenetz und ein Holzhackschnitzelkraftwerk auf die Beine zu stellen und über 100 Haushalte, die sich an der Genossenschaft beteiligt haben und sich an das Netz anschließen wollen“, unterstrich Arno Hedrich. „Den Beitrag den die Stadt zum Erfolg dieses beispielhaften Projektes leisten kann, wollen wir am kommenden Donnerstag gerne auf dem Weg bringen“, sicherte SPD-Fraktionschef Swen Bastian zum Abschluss der gemeinsamen Besichtigung in Lingelbach zu.

Foto: Ortsvorsteher Uwe Stein (2. von links), die Mitglieder der SPD-Stadtverordnetenfraktion, Bürgermeisterkandidat Arno Hedrich (8. von links) sowie die Gesellschafter der LiBa Gas GmbH, Steffen Schäfer, Lothar Schneider und Klaus Ritter, vor dem Fermenter der Lingelbacher Biogasanlage.