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Kannenbäckerland und Hoher Westerwald waren Ziele der AfA Vogelsberg

Bei dem diesjährigen Herbstausflug mit Betriebsbesichtigungen in Höhr-Grenzhausen im Keramikmuseum und in Weitefeld bei der Firma Westerwälder Eisenwerk konnte der Vorsitzende der Vogelsberger Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD, Bernhard Bender mehr als 45 Personen begrüßen. Die Anmeldungen seien so zahlreich gewesen, dass leider nicht alle berücksichtigt werden konnten, da kein größerer Bus zur Verfügung gestanden habe. Mit den Betriebsbesichtigungen anlässlich der jährlichen Herbstausflüge habe man inzwischen eine erfolgreiche Organisationsform gefunden, um in den verschiedenen Branchen die Arbeitswelt vor Ort kennen zu lernen.

Das Keramikmuseum im Westerwaldkreis zeigt beispielhaft in den Abteilungen Keramik historisch, Keramik der 50er bis 80er Jahre, die zeitgenössische Keramik und die technische Keramik die Entwicklung vom Rohstoff bis zum Fertigprodukt. Entscheidend für die Entwicklung der Keramikherstellung in der Region ist die Tatsache, dass im Westerwald die reinsten, hochwertigsten und mengenmäßig größten Tonvorkommen Europas zu finden sind. Seit der Zeit der Urnenfeldkultur, etwa 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, lässt sich keramisches Arbeiten im Westerwald belegen. Fundstücke aus dem Mittelalter weisen bereits eine Art Protosteinzeug nach.

Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts fertigte man hoch gebrannte Ware. Durch die Weiterentwicklung der Brennöfen war es möglich geworden, Brenntemperaturen um 1250 Grad Celsius zu erreichen. Ab etwa der Mitte des 15. Jahrhunderts ist die Salzglasur belegt. Es entstanden die typischen grauen Keramikgefäße mit der blauen Kobaltbemalung, die für das Kannenbäckerland prägend waren. Neben den Gebrauchsgegenständen für den täglichen Bedarf wurden schon damals künstlerisch hochstehende Keramikfiguren für die Adelshäuser gefertigt. Die Herstellungstechnik in den Brennöfen verbrauchte eine Unmenge Holz, was zur Devastierung der umliegenden Wälder führte. Mit der Salzglasur wurden die Produkte enorm widerstandsfähig gemacht. Bei der Verbindung entstanden aber hochgiftige Dämpfe, welche die Arbeitsbedingungen schwer belasteten. Gesundheitliche Schäden waren nicht nur bei der Arbeitern selbst, sondern auch bei der heimischen Bevölkerung in der Nähe der Brennofen häufig festzustellen.

Einen breiten Raum nimmt im Keramikmuseum die zeitgenössische und moderne Keramikkunst ein. Viele Künstler nutzen die Räume zu wechselnden Ausstellungen, und die Museumspädagogik bringt der Jugend das Verständnis für kreatives Arbeiten mit dem Material Ton näher. Sehr beeindruckend war die Abteilung „Keramik technisch“. Als Ausgangsstoffe dienen in diesem Bereich nicht tonische Rohstoffe, sondern synthetisch hergestellte, hochreine Materialien, wie zum Beispiel Titan-, Zirkon- oder Aluminiumoxid. Diese pulvrig verarbeiteten Stoffe können nur unter hohem Druck geformt und bei hohen Brenntemperaturen verfestigt werden. Im Museum sind Fertigprodukte wie Implantate aus der Medizintechnik, Anwendungsbeispiele aus der Automobiltechnik, der Raumfahrt, der Haushaltstechnik oder auch keramischer Schneidewerkzeuge zu sehen. Übereinstimmend herrschte bei den Besuchern der Eindruck vor, dass ein Besuch des Keramikmuseums für jede Altersklasse empfehlenswert ist.

Die Mittagszeit nutzte die Besuchergruppe der AfA Vogelsberg um von Höhr-Grenzhausen in den Kreis Altenkirchen im Hohen Westerwald zu gelangen. Trotz des schlechten Wetters konnte in einer Regenpause ein reichhaltiger Imbiss mit Vogelsberger Wurst und Käse eingenommen werden. Frisch gestärkt erreichte Die AfA Reisegruppe pünktlich das Westerwälder Eisenwerk in Weitefeld.

Welch ein Gegensatz in den Arbeitsbedingungen zwischen Keramikkunst und schwerer Metallverarbeitung erwartete die Gäste. Nach einer Vorstellung des Werkes, seiner Historie und seiner heutigen Produkte in einem sehr interessanten Vortrag der Geschäftsleitung folgte ein Rundgang durch die Produktionsstätte. Schwerpunkt der Herstellung ist die Produktion von Spezialtankcontainer für Flüssigkeits- und Gastransport. WEW ist ein Hersteller, der auf einer Fertigungsfläche von über 9000 qm mit über 120 Mitarbeitern anspruchsvolle Speziallösungen beim Transport von chemischen Produkten bis hin zu Lebensmitteltransporten anbietet. Seine stapelbaren Transportbehältnisse von 1000 bis 25000 Liter werden ausnahmslos in Deutschland gefertigt und sind aus hochwertigem Edelstahl hergestellt. Optimal können die Tankcontainer mit Stromerzeugungsaggregat, Chlordosierungsanlage, Ultra-Violett-Bestrahlungsanlage, Druckerhöhungsanlage, Heizung und Kühlung ausgestattet werden, eine optimale mobile Trinkwasseraufbereitung ist somit möglich. Die Firma zeichnet sich aus, dass sie ihren Nachwuchs in einer eigenen Lehrlingswerkstatt selber ausbildet. Insbesondere Schweißspezialisten sind auf dem Arbeitsmarkt mit den erforderlichen Qualifikationen und Zertifikaten nicht verfügbar. Nachwuchssorgen hat der Betrieb nicht. Es finden sich genügend junge Männer aus der unmittelbaren Umgebung, die einen sicheren Arbeitsplatz bei guter Bezahlung und ohne Pendler sein zu müssen suchen.

Für die überaus interessante Betriebsbesichtigung und die Bewirtung bedankte sich die AfA mit einem kleinen Geschenk.

Der Abschluss des Herbstausflugs der AfA fand in Großen Buseck im Gasthaus „Zur Alten Schmiede“ bei gutem Essen und Trinken statt. Die Eindrücke des Tages wurden lebhaft an den Tischen diskutiert. Seitens der Teilnehmer wurde der Wunsch geäußert, die Betriebsbesichtigungen auch im kommenden Jahr fortzusetzen. Dies sagte der Vorsitzende Bernhard Bender zu und wies auf die nächste Veranstaltung, den Neujahrsempfang am 11.1.2013 in Lauterbach-Sickendorf im Gasthaus Roth hin.