
Alsfeld (rwh). Im Flurfunk wurde der Name bereits seit einigen Tagen gehandelt, seit gestern ist es offiziell: Für die Alsfelder SPD wird sich Arno Hedrich im kommenden Jahr um das Bürgermeisteramt bewerben. SPD-Vorsitzender Swen Bastian präsentierte gestern Morgen den 40-jährigen parteilosen Leiter der Finanzabteilung der Stadtverwaltung als sozialdemokratischen Kandidaten für die wahrscheinlich am 26. Mai stattfindende Bürgermeisterwahl.
Mit Arno Hedrich, der sich am Abend zuvor Fraktion und Vorstand der Alsfelder SPD vorgestellt hatte, zeigte sich Bastian überzeugt, schicken die Sozialdemokraten einen "überaus geeigneten Bewerber" ins Rennen. "Er ist ein waschechter Alsfelder und ein ausgewiesener Fachmann in Verwaltungs- und Finanzfragen", stellte Bastian mit Verweis auf den beruflichen Werdegang von Arno Hedrich fest.
Der gebürtige Leuseler studierte nach dem Abitur 1991 an der Albert-Schweitzer-Schule zwei Semester Wirtschaftsmathematik und absolvierte dann zwischen 1993 und 1996 die Ausbildung im gehobenen Dienst beim Gießener Regierungspräsidium. Über das Landesamt für Regionalentwicklung kam er 1998 in die Staatliche Abteilung beim Vogelsbergkreis, wo er zehn Jahre in der Ausländerbehörde tätig war, ehe er 2007 in die kommunale Finanzaufsicht wechselte. In dieser Zeit absolvierte er an den Wochenenden ein Zusatzstudium "öffentliches Management" an der Uni Kassel. Seit dem vergangenen Jahr ist Hedrich Leiter der Finanzabteilung der Stadt Alsfeld und Geschäftsführer der Bäder GmbH.
Der mit einer Mitarbeiterin der Stadtverwaltung verheiratete Hedrich ist Vater zweier Kinder, war 30 Jahre lang aktiver Fußballer beim SV Leusel und ist nach eigenem Bekunden mit seiner Familie im Vereinswesen der Stadt tief verwurzelt. Parteipolitisch nicht gebunden, sieht sich Hedrich den "politischen Zielen der SPD nahe", andernfalls "würde ich nicht antreten".
Trotz des fehlenden politischen Stallgeruchs war Hedrich von Swen Bastian auf eine Kandidatur angesprochen worden, nachdem sich andeutete, dass Bürgermeister Ralf Becker nicht noch einmal antreten würde. Maßgeblich war, "auch ohne Parteibuch", für den SPD-Chef "das Dreieck" im Berufsweg von Hedrich: "Land, Kreis, Stadt – er hat alle Stationen kennengelernt, die für die Aufgaben einer Kommune von Bedeutung sind."
Die Entscheidung, sich letztlich für eine Kandidatur zur Verfügung zu stellen, hat Hedrich nach reiflicher Absprache mit seiner Familie getroffen. Ausschlaggebend für ihn: In der ersten Augustwoche 1972 geboren, wenige Tage nach Inkrafttreten der Gebietsform und somit einige Tage jünger als die Stadt: "Ich bin Alsfelder, lebe und arbeite in Alsfeld und fühle mich wohl in Alsfeld. Ich möchte mich mit meiner ganzen Kraft zusammen mit all jenen, denen es genauso geht, dafür einsetzen, dass dies so bleibt", beschreibt er die Motivation seiner Kandidatur.
Alsfeld sei "lebendig und attraktiv", sagt er. Ein Bürgermeister Arno Hedrich sähe eine wichtige Aufgabe darin, dass dies auch so bleibt: für die Jungen, denen eine Perspektive geboten wird, für Unternehmen, denen gute Bedingungen geschaffen werden, und für Senioren, für die es ausreichend Angebote gibt. Nicht zu vergessen Touristen, für die es gelte, "die Attraktivität Alsfelds nach außen zu transportieren".
Voraussetzung, um diese Ziele zu erreichen: Mittelfristig müsse die Stadt wieder den Haushaltsausgleich schaffen, um ihre Handlungsfähigkeit wieder zurückzuerlangen, Haushaltsausgleich sei wichtig, "aber nicht um jeden Preis", sagt Hedrich. Zu viele Faktoren, von konjunktureller Entwicklung, über Steueraufkommen bis zum kommunalen Finanzausgleich, seien von der Stadt gar nicht beeinflussbar. "Statt kaputtsparen" würde es Hedrich vorziehen, "im Dialog mit den Bürgern zu klären, was den Alsfeldern wichtig ist".
Statt streichen ausbauen und einen Topf zur Förderung von besonderem Einsatz schaffen will ein Rathauschef Arno Hedrich die Förderung und Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements, wenn es sein muss, auch gegen den Widerstand von Aufsichtsbehörden, die in "der sichern Entfernung ihrer Schreibtische" nicht erleben würden, was "alles geleistet wird".
Die gestrige Vorstellung war die erste Stufe auf dem Weg der Nominierung des SPD-Bürgermeisterkandidaten. Um ein "transparentes Verfahren" zu praktizieren, hätten Fraktion und Vorstand am Montagabend "ausdrücklich keine Empfehlung" für die Mitgliederversammlung ausgesprochen, die am 20. September den SPD-Bewerber endgültig bestimmen wird, erläuterte Swen Bastian. Bis dahin seien weitere Bewerbungen nicht auszuschließen, erklärte er. Da sowohl die SPD wie auch Arno Hedrich daran interessiert sind, mit dem Koalitionspartner ALA sich auf eine gemeinsame Kandidatur eines Bewerbers zu einigen, wird sich Hedrich im Vorfeld der Mitgliederversammlung auch bei der ALA vorstellen.