


ALSFELD. Am vergangenen Samstag startete eine Reisegruppe aus Mitgliedern und Freunden der SPD Alsfeld bei herrlichem Wetter in einem nahezu vollständig besetzten Bus in Richtung Rheinpfalz. Erstes Ziel der Gruppe unter Führung von Reiseleiterin Birgit Börner und dem SPD-Vorsitzenden Swen Bastian war ein historischer Ort mit Bedeutung für die Entwicklung der Demokratie in Deutschland: Das Hambacher Schloss in der Nähe von Neustadt an der Weinstraße, das vor exakt 180 Jahren Schauplatz des Hambacher Festes war.
Anhand des Hambacher Festes wird deutlich, dass Demokratie und demokratische Rechte nicht selbstverständlich sind, sondern hart erkämpft und verteidigt werden müssen. Die Menschen haben sich damals trotz des Risikos von Verfolgung, persönlichen Nachteilen oder Strafen für die Einführung wichtiger demokratischer Rechte stark gemacht, die heute leider nur allzu häufig als Selbstverständlichkeit angesehen werden, sagte der SPD-Vorsitzende Bastian. Da öffentliche Reden zur damaligen Zeit verboten waren, wurde der politische Protest in Zeiten von Armut und fehlender Freiheit als Feier zelebriert, um Sanktionen der bayrischen Obrigkeit zu umgehen.
Vor 180 Jahren: Forderung nach Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit
Nach den Kriegen Napoleons und dem Wiener Kongress kam die Rheinpfalz im Anschluss an eine 15-jährige Zugehörigkeit zu Frankreich als Entschädigung nach Bayern. Die Idee der Freiheit aus der Französischen Revolution hatte sich bei den Pfläzer Bürgern bereits etabliert, als diese unter bayrische Herrschaft gestellt wurden und Schikanen der neuen Machthaber ausgeliefert waren. Alle Druckerzeugnisse mussten staatlich geprüft werden und unterlagen einer strengen Zensur. Aus den Texten der Presse wurden vor dem Druck zahlreiche Passagen durch die Machthaber gestrichen. Es war verboten die eigene politische Meinung zu äußern, sofern diese kritisch dem System gegenüberstand. Die Menschen durften sich zeitweise nicht mehr versammeln und auch politische Kundgebungen waren nicht mehr möglich.
Das nahmen die Veranstalter des Hambacher Festes zum Anlass, um für den 27. Mai 1832 zu einer Feier einzuladen, die in Wirklichkeit eine getarnte politische Großkundgebung war. Ein Massenereignis auf dem Hambacher Schloss: Rund 30.000 Menschen aus allen sozialen Schichten und mehreren europäischen Ländern waren gekommen, um etwas zu verändern und sich für Freiheitsrechte einzusetzen. Nicht nur Männer sondern auch viele Frauen folgten der Einladung, was damals sehr ungewöhnlich war. Die Besucher des Festes forderten Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit. Jeder sollte die Religion haben dürfen, die er für richtig hält und die vielen deutschen Kleinstaaten sollten ein geeintes Land werden, das gleichberechtigt neben den weiteren Europäischen Ländern existieren sollte. Allesamt Umstände die erst viel später Wirklichkeit werden sollten. Die Besucher des Hambacher Schlosses brachten mit ihren Forderungen nach demokratischen Rechten den Stein jedoch mit ins Rollen.
Rund 30 Jahre nach dem Hambacher Fest, am 23. Mai 1863 wurde die Sozialdemokratische Partei in Deutschland durch Ferdinand Lasalle in Leipzig gegründet. Die SPD, die im kommenden Jahr mit zahlreichen Feierlichkeiten auch im Vogelsbergkreis – ihren 150. Geburtstag begeht, ist damit die älteste, demokratische Volkspartei Deutschlands.
Geselligkeit auf Pfälzer Art
Im Anschluss an den Besuch und die Führung auf dem Hambacher Schloss stand ein Abstecher ins nahegelegene Neustadt an der Weinstraße auf dem Programm der SPD-Reisegruppe aus Alsfeld. Birgit Börner, die für einige Jahre selbst in Neustadt gelebt hat, führte einen Teil der Gruppe durch die Gassen des malerischen Weinstädtchens, während ein zweiter Teil der Gruppe den Ort der jährlichen Kür der deutschen Weinkönigin auf eigene Faust erkundete.
Den geselligen Abschluss beging die Gruppe bei Pfälzer Spezialitäten und regionalen Weinen im Gutshof Bauers Stuben im Weindorf Venningen. Dort wurden die Mitglieder und Freunde der Alsfelder SPD von einer echten Prinzessin empfangen. Weinprinzessin Carina die Erste sorgte dafür, dass auch das leibliche Wohl bei den Besuchern aus Hessen nicht zu kurz kam. Auf Grund der positiven Resonanz aller Teilnehmer planen die Verantwortlichen der SPD bereits zwei weitere Tages- bzw. Mehrtagesfahrten für die kommenden beiden Jahre.