Mit deutscher Wertarbeit voll auf Expansionskurs

Die Gruppe bei der Vorstellung der Leica Camera AG

Das Interesse am Jahresausflug der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD (AfA) war diesmal besonders groß. Für die vielen Hobbyfotografen unter den SPD-Mitgliedern war die Betriebsbesichtigung bei der Leica Camera AG in Solms bei Wetzlar Anreiz genug, sich für den Tagesausflug anzumelden. Und dann stand auch noch in Informationsbesuch bei der OVAG auf dem Programm, wo in Bad Nauheim das Nervenzentrum der Strom- und Wasserversorgung, die Netzleitstelle, in Augenschein genommen wurde. Unter Leitung des Vogelsberger AfA-Vorsitzenden Bernhard Bender ging es am frühen Morgen bei dichtem Nebel über Gießen durchs Lahntal nach Solms zur Produktionsstätte der Leica Camera AG.

Gespannt waren die AfA-Ausflügler auf die Werksführung mit dem Leica-Mitarbeiter Andreas Dippel auch deswegen, weil wenige Tage zuvor auf den Wirtschaftsseiten der Zeitungen zu lesen war, dass der bekannte US-Investor Blackstone, der im Juli schon den bekannten Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin in Idstein übernommen hatte, beim Kamera-Hersteller Leica mit ins Boot gestiegen sei – und zwar mit einer 44-prozentigen Minderheitsbeteiligung. Die ACM-Projektentwicklung mit Sitz in Salzburg bleibt weiter Mehrheitseigner. Im Gespräch mit Dippel am Rande der Führung wurde deutlich, dass die Belegschaft diese aktuelle Entwicklung als sehr erfreulich ansieht, denn der Einstieg von Blackstone ermöglicht der Leica Camera AG einen kraftvollen Expansionskurs und die Chance, neue Märkte in Asien, Südamerika und dem mittleren Osten zu erobern. Vor allem aber steht China im Focus der Wachstumsstrategie.

Doch für die AfA-Reisegruppe stand die Werksbesichtigung und das, was unter dem Begriff „Wertarbeit aus Solms“ zu verstehen ist, im Vordergrund. Zu sehen war im Foyer des Werkes ein Leica-Stammbaum mit allen seit 1914 gebauten Fotoapparaten mit dem roten Punkt und vor allem mit der von Oskar Barnack konstruierten Ur-Leica. 1924 hatte Unternehmenschef Ernst Leitz II beschlossen, trotz einer wirtschaftlich schweren Zeit, die Ur-Leica in Großserie zu fertigen – mit großem Erfolg. Glücklicherweise blieb die Ernst Leitz GmbH im Zweiten Weltkrieg von Schäden verschont und konnte die Produktion von optischen Geräten wie Kameras, Ferngläsern und Diaprojektoren wieder aufnehmen.

Da die diffizile handwerkliche Fertigung optischer Geräte in staubfreien Räumen stattfinden muss, konnten bei der Werkbesichtigung die Linsenfertigung, die Objektivmontage und die Kameramontage nur aus der Distanz durch Fensterscheiben hindurch besichtigt werden. Dass Wertarbeit ihren Preis hat, wurde den Besucherinnen und Besuchern aus dem Vogelsberg allerdings auch deutlich gemacht. Mit viel Prospektmaterial, das Wunschträumen viel Raum bietet, wurde dann die Weiterfahrt angetreten. Die vielen Fotoamateure hatten jedenfalls noch jede Menge Gesprächsstoff.

Im Betriebshof der OVAG in Bad Nauheim wurden die AfA-Ausflügler von Vorstand Rolf Gnadl, der dann höchstpersönlich noch Gebäcknachschub besorgte, herzlich begrüßt. Er freue sich – so Gnadl– über Besuchergruppen, denn als Regionalversorger wolle man nahe an den Menschen sein. Der Abteilungsleiter für Datendienste Axel Finkeldey führte die Besucher in das „Allerheiligste“ des Energieversorgungsunternehmens, nämlich in die mit Computerbildschirmen reich ausgestattete Steuerungszentrale. Dort wurde vorgeführt, wie Störungen in der Stromversorgung schnell beseitigt werden und die OVAG jederzeit und an jeder Stelle die Versorgungssicherheit gewährleisten kann. Anschließend ging Finkeldey auf einige technische Teilaspekte der Stromversorgung ein, wobei sich das Hauptinteresse der Besucher an dem gerade aktuellen Thema „Erdverkabelung“ festmachte, laut Finkeldey ein sehr teures Verfahren. Bernhard Bender resümierte, dass in der Stromversorgung – insbesondere bei der Speicherproblematik noch viel Innovationspotential stecke und die OVAG insgesamt auf einem guten Weg sei. Mit einem gemeinsamen Abendessen in Schotten-Busenborn endete der informationsreiche AfA-Tagesausflug.