
(rwh). In großer Geschlossenheit haben die Vogelsberger Sozialdemokraten am Samstag ihren Bewerber für die Landratswahl im Winter nominiert. 80 von 84 Delegierten des Unterbezirksparteitages in Leusel, und damit 95 Prozent, sprachen sich für Manfred Görig aus. Zugleich wurde der 51-jährige Diplom-Ingenieur aus Romrod vierzehn Tage vor der Kommunalwahl auch als Vorsitzender des Unterbezirks in seinem Amt bestätigt, das er nun genau seit zehn Jahren innehat.
Vorgeschlagen wurde Görig dem Unterbezirksparteitag von Matthias Weitzel, seinem ständigen Vertreter als Unterbezirksvorsitzender, namens der Kreistagsfraktion und des Vorstandes. Görig, so Weitzel, sei ein guter Landrat in der Tradition sozialdemokratischer Landräte im Kreis. Vor seiner Nominierung hatte Görig in einer knapp 45-minütigen Grundsatzrede seine Partei zu Einsatz und Geschlossenheit aufgefordert, um bei der Kommunalwahl stärkste Fraktion im Kreistag zu werden und im kommenden Jahr wieder nach zwölf Jahren den Landrat stellen zu können. Görig erinnerte an Dr. Jochen Zwecker und Hans-Ulrich Lipphardt, als er feststellte: Es waren Sozialdemokraten, die die Fundamente dieses Kreises gelegt haben.
Manfred Görig sieht seine Partei ganz nah dran, diese Ziele zu erreichen. Die Kreiskoalition aus CDU, FW und FDP sei am Ende. Die CDU sei durch die richtige Strategie der SPD, ihren Landratsbewerber so früh zu nominieren in die Defensive geraten, die Freien Wähler wollen die Koalition nicht mehr und die FDP dürfe den Landrat in einem Maße öffentlich attackieren, wie es nicht einmal wir machen. Görigs Folgerung: In vierzehn Tagen gibt es diese Koalition nicht mehr.
Auch inhaltlich übte er scharfe Kritik an der Kreiskoalition. Sie habe in den zehn Jahren ihres Bestehens die Schulden des Kreises verzwölffacht, das Defizit sei heute neun Mal so groß wie bei Koalitionsbeginn. Dank dieses niederschmetterndes Ergebnisses seien die Kreisfinanzen ruiniert. Sein Fazit: Sie können es nicht. Als besonders schlimm, bezeichnete es Görig, dass die Kreiskoalition sich nicht gegen die gebrochenen Versprechungen der Landesregierungen für den ländlichen Raum auflehne. Görig kündigte an, eine Kreisregierung, an der die SPD beteiligt sei, werde sich nach der Kommunalwahl mit einer Klage vor dem Staatsgerichtshof gegen dieses Gebaren der Landesregierung zur Wehr setzen. Die SPD wolle, dass Kommunen und Kreise über die nötige Finanzausstattung verfügten, um den grundgesetzlichen Anspruch nach gleichwertigen Lebensbedingungen umsetzen zu können. Die Finanzen des Kreises wieder zu ordnen werden wir nach der Kommunalwahl schultern müssen, auch wenn feststeht, dass dies nicht schmerzfrei geht, stellte er fest.
Die Region stehe vor großen Herausforderungen, für die Manfred Görig vor allem eine Lösung sieht: Arbeitsplätze, Arbeitsplätze, Arbeitsplätze. Ansiedlungs- und Bestandspolitik müsse Chefsache in der Kreisverwaltung werden, eine Koordinationsstelle, die er schaffen wolle, soll dies unterstreichen. In Sachen Technologie und Innovation könne der Vogelsberg mehr als alle in Gießen wissen. Es gelte, die Zusammenarbeit der heimischen Unternehmen mit den regionalen Universitäten zu intensivieren. Was beim Breitbandausbau im Kreis geschehe, sei ein Trauerspiel. Dem hält er ein anspruchsvolles Ziel entgegen: Wir wollen Glasfiber in jedem Ort im Kreis. Was die ärztliche Versorgung angeht, sprach sich Görig dafür aus, Medizinstudenten aus dem Kreis für eine Niederlassung als Arzt in der Heimat zu gewinnen und kündigte an, das Thema Kreiskrankenhaus Alsfeld wieder aufzugreifen.
Mit einem persönlichen Bekenntnis beendete Görig seine Ausführungen. Er habe sich nach langen Überlegungen entschieden, als Landrat zu kandidieren, da die Position des Landrats für den Vogelsbergkreis wichtiger sei als ein Abgeordnetenmandat in Wiesbaden. Mit minutenlangem stehenden Applaus beklatschten die Delegierten die Ausführungen Görigs.
Grußworte zum Parteitag hatten zu Beginn Alsfelds Bürgermeister Ralf Becker und Bundestagsabgeordneter Rüdiger Veit gesprochen.