Wer liest, erschließt sich seine eigene Welt

Nicole Kapeller, die Leiterin der Schottener Stadtbibliothek im Gelben Haus, möchte Kinder und Jugendliche für das Lesen begeistern und damit ihre Fantasie und Kreativität anregen, „Wer liest, erschließt sich seine eigene Welt,“ ist sie überzeugt. Das gelte auch für Erwach-sene. Als Gast beim sozialdemokratischen Bürgerdialog erzählte sie von sich, über ihre Projekte, ihr Team und ihre Träume. Gastgeber war Dr. Andreas Drinkuth, Vorsitzender der SPD in Schotten.

Die Rudingshainerin liebt ihr Dorf. Dort ist sie mit ihrer Familie und großer Verwandtschaft verankert, engagiert sich bei den „GymnastikFrauen“ und bei Festen. Sie lobt das Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Dorfgemeinschaft. Die Mutter von „zwei Jungs“ hat Rudingshain in ihrem Leben nur sehr kurzfristig mal verlassen als sie in Frankfurt Chemielaborantin lernte und später Informations- und Wissensmanagement in Darmstadt studierte. Doch selbst da pendelte sie meistens. Als sie nach ihrem Studium auf Jobsuche war und die Stellenausschreibung für die Leitung der Stadtbibliothek las, habe sie sich noch am selben Tag beworben. Sie spricht von einem Glücksfall.

50 Prozent ihrer „Kunden“ sind Kinder, berichtet Nicole Kapeller. Wichtig ist ihr ein aktiver Lesestart. Mit acht Jahren können sie Schnupper-Leseausweise bekommen. In der großen Pause am Mittwoch stürmen die Schülerinnen und Schüler der auf demselben Grundstück beheimateten Grund- und Digmudisschule geradezu die Bibliothek. Denn dann gibt es dort leckere Brötchen, sozusagen als Appetitanreger fürs Lesen. Und die neuen Angebote sind anschaulich präsentiert. Deshalb kommen viele nach der Schule wieder und leihen sich ein oder mehrere Bücher aus. „Wissen ist Macht“ steht als Überschrift über dem Projekt „Erlebnislesen“. So begeben sich die Kinder begeben auf die „Spuren der Dinosaurier“. Dabei suchen sie sich aus Büchern die Informationen zusammen, basteln eigene Dinos und lernen nicht nur etwas über diese ehemaligen Erdenbewohner sondern zugleich wie man ein Buch nutzen kann. „Dschungelfieber“ und „Von Pharaonen und Pyramiden“ waren weitere Erlebnislesereisen.

Die Stadtbibliothek ist auch am Sonntagnachmittag geöffnet. Dann kommen oft Familien sowohl aus Schotten und seinen Ortsteilen aber auch aus Hirzenhain und Ulrichstein, um mit einer großen Tasche den Lesestoff für die kommende Woche einzusacken. Insofern erfüllt diese städtische Einrichtung eine wichtige kulturelle Funktion über die Stadt hinaus. Von Erwachsenen nachgefragt werden vor allem Elternratgeber und Reiseführer. BetreuerInnen von Demenzkranken fragen nach geeigneter Literatur zum Vorlesen.

Nicole Kapeller will „Informationen anbieten.“ Das gilt für sie auch im Innenverhältnis mit ih-rem fünfköpfigen Team, die überwiegend in Teilzeit arbeiten. So nutzt sie jede Möglichkeit zum internen Gespräch, damit immer alle wissen, „was Sache“ ist. Das gilt natürlich genauso für ihre Kunden. Die Stadtbibliothek „bietet mehr als Bücher,“ so ihr Slogan. Im Angebot sind Zeitschriften, Tageszeitungen, Lernsoftware, Spielfilme auf DVD, Hörbücher etc. Für die na-he Zukunft ist eine Verbesserung des Internetangebotes geplant, um den Bedürfnissen der Nutzer besser gerecht zu werden. So können Feriengäste dann mal schnell ihre E-Mails checken. Seit Jahren beteiligt sich die Stadtbibliothek am Projekt „Leseland Hessen“. Besonders stolz ist die Leiterin auf ihre „Entdeckung“ Nele Neuhaus aus dem Taunus. In diesem Jahr ist sie wieder zu Gast mit ihrem neuen Krimi, indem wohl auch Schotten eine Rolle spielen soll.

In der Diskussion wurde angeregt, in die Ortsteile zu gehen. Dort gäbe es lesehungerige ältere Menschen, die nicht mehr in die Kernstadt kämen. Denkbar wäre an den Altennachmittagen in den Dorfgemeinschaftshäusern als Bibliothek mit einer Bücherkiste präsent zu sein. Ein Ansatzpunkt für Verbesserungen sei auch das Informationsangebot für Touristen, nicht nur in der Stadtbibliothek sondern ebenso in der Touristeninformation auf dem Hoherodskopf.